D. Klee: Konflikte kommunizieren

Cover
Titel
Konflikte kommunizieren. Die Briefe des Grüninger Landvogts Jörg Berger an den Zürcher Rat (1514–1529)


Autor(en)
Klee, Doris
Erschienen
Zürich 2006: Chronos Verlag
Anzahl Seiten
255 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Georg Modestin, Bern

Briefe aus dem ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit sind eine vergleichsweise selten überlieferte Quellengattung, der umso grössere Beachtung gebührt: Kaum ein Dokument vermittelt so intime Innenansichten wie ein Brief, mag er noch so formalisiert sein. Dies gilt auch für die rund hundertfünfzig Schreiben des Grüninger Landvogts Jörg Berger (1514–1529) an seine Herren in Zürich, welche die Grundlage bilden für die auf eine Zürcher Dissertation zurückgehende Monographie von Doris Klee. «In den Briefen widerspiegeln sich nicht nur die aktuellen Probleme der Zeit», umreisst die Autorin die Bedeutung ihres Ausgangsmaterials, «es lässt sich damit auch die Kommunikation mit dem Zürcher Rat und den Grüninger Herrschaftsleuten fassen. Darüber hinaus verschaffen die Briefe auch Einblicke in Bergers Herrschaftsausübung vor Ort, und nicht zuletzt geben sie Auskunft über ihn selber, über seine Fähigkeiten und seinen Umgang mit anderen Personen» (S. 10). Das brennendste Problem, mit dem sich der Grüninger Vogt auseinanderzusetzen hatte, war die Täuferfrage, daneben musste er sich mit weniger zeitspezifischen Jurisdiktionskonflikten herumschlagen. Alles in allem berühren Bergers Schreiben genügend Themenfelder, um eine mikrogeschicht liche Studie zu rechtfertigen, umso mehr als das Briefkonvolut, das bislang nur auswahlsweise publiziert worden ist, eine beachtliche Stärke aufweist. Doris Klee gelingen denn auch beachtenswerte Einsichten, vor allem was den Täuferkonflikt in der Herrschaft Grüningen betrifft, in dem der Vogt zwischen den Ansprüchen und Erwartungen seiner Obrigkeit und denen seiner Herrschafts- und Amtsleuten hinund hergerissen war. Leider wird die Lektüre des Bandes durch einen allzu formalistischen kommunikationstheoretischen Ansatz getrübt, der mitunter unmittelbar Einsichtiges unnötig schematisiert. Das Problem liegt dabei weniger beim Was als beim Wie, das sich in einer nicht selten jargonbeladenen und dadurch hölzern wirkenden Sprache niederschlägt: Ist es der Erkenntnis tatsächlich förderlich, wenn Machtmittel zu «koerziven Ressourcen» werden? Und was bedeutet: «Die schriftlich fixierte Kommunikation materialisiert und konserviert die Symbolisierung und Ritualisierung der kommunikativen Akte» (S. 174)? Wir verzichten auf weitere Beispiele und schliessen mit dem Hinweis auf zwei nützliche Findmittel, die dem Buch beigegeben sind: zum einen ein Verzeichnis der erhaltenen Berger-Briefe, zum anderen ein Personen- und Ortsregister, dessen Vorhandensein deshalb erwähnt werden muss, weil es beim herausgebenden Verlag keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Zitierweise:
Georg Modestin: Rezension zu: Doris Klee: Konflikte kommunizieren. Die Briefe des Grüninger Landvogts Jörg Berger an den Zürcher Rat (1514–1529). Zürich, Chronos Verlag, 2006. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 56 Nr. 4, 2006, S. 475.

Redaktion
Autor(en)
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 56 Nr. 4, 2006, S. 475.

Weitere Informationen